Von der Riester-Rente hat vermutlich jeder von euch bereits gehört. Bei 16 Millionen
Verträgen in Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit sogar groß, dass du einen solchen Vertrag
besitzt. Doch hast du dich schon mal gefragt, ob sich dieser überhaupt lohnt?
Dieser Frage werde ich im folgenden Beitrag nachgehen.
Notwendigkeit privater Altersvorsorge
Die gesetzliche Rente wird durch das Umlageverfahren finanziert, was bedeutet, dass die aktuell Erwerbstätigen die Rente der Ruheständler bezahlen. Werden immer weniger Kinder geboren und steigt durch die höhere Lebenserwartung gleichzeitig die Anzahl der Rentner, führt dies zwangsläufig zu einem geringeren Rentenniveau. Private Altersvorsorge wird somit zur Notwendigkeit. Um diese zu fördern, versucht der Staat Anreize zu schaffen.
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte, private Altersvorsorge, die im Jahr 2002 eingeführt wurde. Staatlich gefördert bedeutet, dass alle Berechtigten neben ihren eigenen Einzahlungen Zulagen vom Staat erhalten. Doch wer ist alles zulagenberechtigt?
Kreis der Zulagenberechtigten
Grundsätzlich ist jeder Angestellte zulagenberechtigt, der in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt. Aber das sind noch nicht alle. Beamte (auch Richter und Soldaten), Auszubildende, Selbstständige mit Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung, Midijobber, ALG I, ALG II, Kindererziehende und Personen, die Bundesfreiwilligendienst leisten, sind es ebenfalls. Auch Ehepartner können gefördert werden, sobald eine von beiden Personen zulagenberechtigt ist.
Varianten der Riester-Verträge
Es gibt die folgenden vier Arten:
Versicherungsverträge
Investmentfondsverträge
Wohnriesterverträge
Banksparverträge
Versicherungsverträge werden auch als “klassische Riester-Rente” bezeichnet. Bei diesen schließt du einen Vertrag mit einer Versicherung ab und diese investiert deine Einzahlungen sowie die staatliche Zulagen nach den vorher festgelegten Vertragsbedingungen. Bei dieser Art wird dir eine Mindestverzinsung garantiert, welche sich an der Garantieverzinsung von Lebensversicherungen orientiert und aktuell bei 0,9% pro Jahr liegt. Um diese zu erreichen, investieren die Versicherung dein Geld in der Regel sehr sicher (z.B. in Staatsanleihen). Versicherungsverträge dieser Art gehören zum risikoarmen Teil deiner Geldanlage, da du eine hohe Planungssicherheit hast. Dementsprechend ist die Verzinsung allerdings aber auch gering.
Investmentfondsverträge legen deine Einzahlungen risikoreicher am Kapitalmarkt an. Du hast somit höhere Renditechancen. Bei dieser Art gibt es in der Regel keine Mindestverzinsung, aber dir muss ebenfalls garantiert werden, dass zum Rentenbeginn mindestens deine Einzahlungen und die staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen (Beitragsgarantie). In Krisenzeiten führte die Beitragsgarantie allerdings dazu, dass der Anbieter risikoreiche Fondsanteile an ungünstigen Zeitpunkten verkaufte, um eventuelle Verluste nicht aus eigener Tasche zahlen zu müssen. Investmentfondsverträge vermischen somit eine risikoarme Form der privaten Altersvorsorge mit einer risikoreichen Anlageform am Kapitalmarkt. Dieser Umstand wird häufig kritisiert.¹
Wohnriesterverträge können sich lohnen, wenn du demnächst eine Immobilie erwerben möchtest. Eine Erläuterung ihrer Funktionsweise würde allerdings den Rahmen von diesem Beitrag sprengen. Solltest du Fragen zum “Wohnriester” haben, kannst du mich gerne kontaktieren.
Banksparverträge werden so gut wie nicht mehr angeboten, da die Verzinsung praktisch bei 0% liegt.
Funktionsweise der staatlichen Förderung
In der Sparphase zahlt der Versicherte monatlich in seinen Riester-Vertrag ein und erhält zusätzlich staatliche Zulagen. Diese liegen jährlich bei maximal 175 € für den Versicherten selber sowie maximal 300 € für jedes Kind, das nach 2008 geboren wurde. Für alle anderen Kinder gibt es maximal 185 €.
Die vollen Zulagen gibt es aber nur, wenn die Einzahlungen und Zulagen in Summe mindestens 4% des rentenversicherungspflichtigen Einkommens entsprechen. Nachfolgend ein Zahlenbeispiel zur Verdeutlichung:
Dein rentenversicherungspflichtiges Einkommen beträgt 40.000 €.
Um die vollen staatlichen Zulagen zu bekommen, muss die Summe aus Einzahlungen und Zulagen 1.600 € (4%) betragen.
Bist du kinderlos erhältst du die volle Zulage von 175 € nur, wenn du 1.425 € (1.600 € - 175 €) in deinen Riester-Vertrag einzahlst. Zahlst du nur die Hälfte des Betrages ein, gibt es auch nur die halbe Zulage.
Hättest du zwei Kinder, die beide nach 2008 geboren wurden, würdest du die volle Zulage von 775 € (175 € für dich sowie 2 x 300 € für deine Kinder) bereits bekommen, wenn du “nur” 825 € jährlich einzahlst.
Wie funktioniert die Auszahlungsphase?
Das angesparte Vermögen wird zum Rentenbeginn in lebenslange monatliche Auszahlungen umgewandelt. Da der Vermögenswert zum Rentenbeginn bei einer klassischen Riester-Rente bereits bei Vertragsabschluss feststeht, weißt du somit schon von Anfang an, wie hoch deine monatliche Auszahlung sein wird. Du hast somit eine hohe Planungssicherheit. Wenn du zum Rentenbeginn eine größere Geldsumme benötigst, weil du beispielsweise eine Weltreise unternehmen möchtest, kannst du dir auch 30% deines Kapitals auszahlen und die verbliebenen 70% in deine monatliche Rente umwandeln lassen.
Für wen lohnt sich die Riester-Rente?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach, da sie von vielen Faktoren abhängt. Ein wichtiger Faktor ist die Förderquote. Diese ist das Verhältnis zwischen den staatlichen Zulagen und deinen eigenen Einzahlungen. Je höher die Förderquote, desto besser. Eine hohe Förderquote wird beispielsweise erreicht, indem dein Gehalt gering und die Anzahl deiner Kinder hoch ist.
Grundsätzlich solltest bei deiner Altersvorsorge immer zwischen dem risikoarmen und dem risikoreichen Teil unterscheiden. Die “klassische” Riester-Rente gehört zum risikoarmen Teil, da dein eingezahltes Kapital durch die Beitragsgarantie gesichert und durch die Garantieverzinsung von 0,9% pro Jahr geringfügig verzinst wird.
Die fondsgebundene Variante vermischt eine risikoarme Versicherung mit der risikoreichen Anlage am Aktienmarkt. Das kann im schlimmsten Fall darin enden, dass du nach Jahrzehnten der Ansparphase lediglich die Beitragsgarantie erhältst.
Anstatt eine Riesterrente abzuschließen, kannst du natürlich selbstständig oder mit Unterstützung eines Honorarberaters in andere risikoarme Anlagen investieren, wodurch du die teils enormen Abschluss- und laufenden Kosten einsparen kannst. Beispiele hierfür sind Tagesgeldkonten oder kostengünstige Anleihen-ETFs.
Nach dem anfänglichen Erfolg, werden seit 2018 mehr Riesterverträge gekündigt als neu abgeschlossen.
Wenn dich das Thema Vermögensaufbau interessiert und du erfahren möchtest, wie ich dich bei der Umsetzung unterstützen kann, hast du die Möglichkeit auf meiner Kontaktseite ein kostenloses Erstgespräch zu buchen.
¹https://www.finanzfluss.de/blog/fairr-riester/
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